Presseinformation vom 12.10.2007

„Vaihingen als ZOB-Standort völlig ungeeignet“

Die Entscheidung des Stuttgarter Umwelt- und Technikausschusses vom 2. Oktober, den Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) von seinem bisherigen Standort am Hauptbahnhof nach Vaihingen zu verlegen, stößt in Vaihingen auf Unverständnis.

„Uns ist es ein Rätsel, wie ausgerechnet hier in Vaihingen ein zusätzlicher Verkehrsknotenpunkt funktionieren soll“, stellt der ISA-Vorstand fest.
Denn alle Verkehrsprognosen, die bisher bekannt wurden - beispielsweise die Verkehrsunter­suchung für die Stuttgarter Fildervororte von 2005 - gehen davon aus, dass die Leistungsgrenzen des Vaihinger Straßennetzes schon im Jahr 2010 aufgrund der bereits genehmigten Siedlungstätigkeiten erreicht sein werden. Darin ist der Baustellenabwicklungsverkehr für Stuttgart 21, z.B. für die „Rohrer Kurve“, noch gar nicht berücksichtigt.
Es sind ja nicht nur rund 20.000 Busse, die jährlich nach Vaihingen hinein- und wieder hinausfahren müssten. Obwohl der Hauptbahnhof über eine erheblich bessere Vernetzung im öffentlichen Verkehr verfügt als Vaihingen, werden dort rund 80% der Busreisenden mit dem PKW oder dem Taxi gebracht oder abgeholt. Das würde für Vaihingen jährlich mehr als 1 Million weiterer Fahrzeug-Bewegungen bedeuten.

In Vaihingen ist bisher auch keinerlei Infrastruktur vorhanden, um das Fahrpersonal der Busse und die Fahrgäste angemessen zu versorgen. Am Hauptbahnhof oder am Flughafen sind entsprechend ausgelegte gastronomische Angebote, Aufenthalts­räume und sanitäre Anlagen vorhanden, in Vaihingen müsste dies alles erst neu gebaut werden.
Zudem müsste die für den ZOB vorgesehene Fläche am Bahnhof von Vaihingen erst noch von Altlasten gesäubert werden - möglicherweise kämen auch diese Kosten auf die Stadt zu.
Vaihingen wurde vor wenigen Jahren wegen seiner übermäßig starken Verkehrs­belastung unter allen Stuttgarter Stadtbezirken als Pilotgebiet für Erstellung eines Lärmminderungs­plans ausgewählt. Nun sind dessen erste Maßnahmen unter hohem Einsatz von Steuergeldern verwirklicht worden, wie beispielsweise ein flächen­decken­des LKW-Durchfahrtsverbot. Die Wirkung dieser insgesamt über zwei Millionen Euro teuren Lärmschutz-Maßnahmen würde durch eine Verlegung des ZOB nach Vaihingen zunichte gemacht.
Inwiefern die Standortwahl Vaihingen da angeblich eine „wirtschaftlich sinnvolle“ Lösung sein soll, ist überhaupt nicht nachvollziehbar.

Abgesehen von der Komforteinbuße durch das Extra-Umsteigen-Müssen und der zusätzlichen Zeit- und Kostenbelastung für die Busreisenden, gibt die S-Bahn-Trasse zwischen Schwabstraße und Haupt­bahnhof schon heute kaum noch Leistungsreserven her; und die Gäubahn-Trasse soll im Zuge von Stuttgart 21 geschlossen werden. Wie soll dann insbesondere bei Massenveran­staltungen der anfallende zusätzliche Transitverkehr von Vaihingen aus quer durch die Stadt organisiert werden?

„Da bereits für die Anlage von einem Campingplatz mit 50 oder mehr Stellplätzen eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss, gehen wir davon aus, dass auch die Standortverlagerung des ZOB nicht ohne entsprechende Prüfung auskommt. Im Übrigen ist es schon erstaunlich, dass anscheinend die anderweitige Unterbringung des Zentralen Omnibusbahnhofs im Planfeststellungsverfahren für Stuttgart 21 bisher keine Rolle gespielt hat, obwohl dieses Verfahren doch angeblich „konzentrierende“ Wirkung haben soll. Das wäre kein vernachlässigbarer Verfahrens­mangel, sondern aus unserer Sicht ein ernst zu nehmender Planungsfehler“, so der ISA-Vorstand.